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Der Hybrid-Klassiker

Der Uni 1 von Sachsenring aus Zwickau zeigte 1996 einen exzellenten deutschen Hybrid-Antrieb. Heute parkt er im Museum der verpassten Chancen. Der Begriff Hybrid ist ein echter Hybrid-Begriff, weil er zwei ganz verschiedene Bedeutungen in sich vereint:

Die alten Griechen bezeichneten damit das Hochmütig-Vermessene, während ihn die ebenso alten Lateiner für das Gemischt-Verschiedene hernahmen. Heute nennen die Automobiltechniker eine Antriebstechnik Hybrid, die sowohl einen Verbrennungsmotor als auch einen Elektromotor umfasst.

Hybridwagen mit Alu-Karosse

Die meisten frühen deutschen Hybrid-Autos beschränkten sich auf neue Technik in bekannten Karosserien. 1996 tauchte plötzlich ein Hybrid-Van auf, der von seinem Space-Frame bis zur Aluminium-Karosserie auf die doppelte Antriebstechnik hin konzipiert war: der Uni 1 der Zwickauer Sachsenring GmbH.

Maschinenraum macht linkerhand einen Turbodiesel-Direkteinspritzer von Audi mit 90 PS aus. Rechterhand thront über dem Fünfganggetriebe die Starterbatterie.

Der Clou steckt in der Mitte: Unter dem rechteckigen Aluminiumgehäuse der Steuerelektronik sitzt zwischen Motor und Getriebe nicht nur die Kupplung, sondern auf der gleichen Welle auch noch der integrierte Rotor eines 30 kW starken Elektromotors. Im Fachjargon heißt dieses Prinzip paralleler Einwellen-Hybrid-Antrieb.

Die Technik funktioniert prachtvoll

Die Sachsenringer vernetzten in kaum zwei Jahren vorhandene Großserientechnik mit neuem Know-how zu einem Prototypen, der auf Anhieb prachtvoll funktionierte. Mit dem Zündschlüssel wird der Diesel gestartet, der Schalthebel rückt ohne Kupplungtreten elektrohydraulisch den ersten Gang ein, und beim Gasgeben wird automatisch der Kraftschluss hergestellt. Durch Zurückziehen des Hebels in der rechten Gasse wird hochgeschaltet, durch Vordrücken herunter.

Zieht der Fahrer den Wählhebel in der linken Gasse bis zum Anschlag nach hinten, schaltet sich der Diesel ab, und der Elektromotor übernimmt lautlos den Antrieb. Servolenkung und Bremskraftverstärker bleiben im Dienst: Sie werden durch elektrische Pumpen versorgt. Erneutes Zurückziehen des Schalthebels startet den Diesel wieder, und die Automatik wählt den zum Tempo gerade passenden Gang.

Uni 1 - ein Hybrid aus Deutschland

Uni 1 war damals ein schönes, genau in die heutige Zeit passendes Projekt. Und es kam aus Deutschland: Fichtel und Sachs produzierten nicht nur den E-Motor, sondern auch die elektrisch betätigte Schalthydraulik, die BMW dann wenig später in den M3 übernahm. Die elektronische Steuerung baute die Berliner Ingenieurgesellschaft Auto und Verkehr (IAV), hinter der Siemens, Volkswagen, Arvin Meritor, Freudenberg und General Electric stecken. Das Land Sachsen übernahm 60 Prozent der Entwicklungskosten - der Prototyp war etwa 15 Millionen Mark wert.

Gesellschaft und Politiker hatten kein Interesse
Doch dem Uni 1 erging es wie vielen guten Ideen: Er kam ein Jahrzehnt zu früh. Niemand wollte ihn, weder Firmen noch private Kunden. Die Politik wollte ihn erst recht nicht.

Natürlich besaß auch der Alu-Van damals noch die Nachteile seiner Rasse: Die elektrische Ausrüstung einschließlich der Batterie bringt zusätzliches Gewicht, rund 200 Kilogramm. Das muss beschleunigt werden, also steigt der Verbrauch im Verbrennungsbetrieb. Unter dem Sitz liegen 284 Volt Spannung an. Die Batterie liefert nur für kaum zweistellige Kilometerzahlen Saft, arbeitet aber mit 284 Volt Spannung, und zwar Gleichstrom, der ab etwa 120 Volt absolut tödlich wirkt. Bei einem Crash könnte ein Hybrid-Auto somit im ungünstigsten Fall zum elektrischen Stuhl werden, rein theoretisch.  

Lorenz und Rabe, so viel Ehre muss sein, waren 1996 auf dem absolut richtigen Weg. "Japanische Hersteller", registrierte man damals bei Sachsenring, "sind an unserer Hybrid-Technik besonders interessiert. Könnte sein, dass wir da einen Stein ins Rollen gebracht haben." Jetzt walzt er aus Fernost zurück.

Autor: Malte Jürgens

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